GOTTESDIENST AM PALMSONNTAG FRIEDENSKIRCHE STADTBERGEN 2. APRIL 2023
Orgelvorspiel
Begrüßung
Im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Der Herr sei mit euch… Gem: Und mit deinem Geist
Johannes, der Evangelist zieht Bilanz: Jesus zieht in Jerusalem ein - die „Menge“ huldigt ihm - die Jünger verstehen noch nicht ganz, was hier geschieht - die Auferweckung des Lazarus überzeugt viele - die Einfluss haben, wollen verhindern, was sie befürchten. Am Ende sagt uns das Lied, das wir miteinander singen wollen, was das alles zu bedeuten hat:
“Holz auf Jesu Schulter, von der Welt verflucht, ward zum Baum des Lebens und bringt gute Frucht. Kyrie Eleison, sieh, wohin wir geh’n. Ruf uns aus den Toten, lass uns auferstehn.“
Gottes Segen uns allen zu diesem Gottesdienst.
Lied Holz auf Jesu Schulter EG 97,1.2.4.6
Confiteor
Auch uns fällt es schwer, zu verstehen, was da geschieht auf dem Weg nach Golgatha - jedes Jahr von Neuem. Kennen Sie, kennt ihr das auch: Genau zu wissen, wie eine Geschichte ausgegangen ist - und dennoch zu hoffen, sie noch drehen zu können? Unmöglich freilich, aber doch der Versuch, die Geschichte in den Griff zu bekommen. Was Jesu Weg ans Kreuz angeht, hieße das: Sich Gott in den Weg stellen. Wir sollen ihm aber ganz und gar vertrauen - auch wenn wir ihn nicht verstehen. Deshalb rufen wir zu Gott und sprechen:
Gem Der allmächtige Gott erbarme sich unser. Er vergebe uns unsere Sünde und führe uns zum ewigen Leben
Gott erbarmt sich unser, die wir oft nicht anders können, als mit ihm zu hadern. Jesus Christus ist für uns in den Tod gegangen um uns das Leben zu schenken. Wer zum Vertrauen auf Gott zurückfindet, der soll selig werden und das Ewige Leben haben. In der Taufe hat Gott es uns zugesagt. Er hält an seinem Versprechen fest.
Lasst uns Gott dafür loben und danken mit unserem Psalm.
Psalm 25 Introitus 801.7
Kyrie
Gebet
Wir wollen ganz bei dir bleiben, barmherziger Gott und bei deinem Sohn, in dem du Mensch geworden bist und dich uns zuwendest. Stärke in uns die Gewissheit, dass dein Tun unser Heil bedeutet und herbeiführt. Lass uns auf Christus schauen und in ihm unser Leben finden, das der Tod nicht auslöschen kann. Erwecke uns zu neuem Leben, jetzt und in Ewigkeit. Amen.
Epistel Philipperbrief Kap 2
5 Seid so unter euch gesinnt, wie es der Gemeinschaft in Christus Jesus entspricht:[1] 6 Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, 7 sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt. 8 Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz. 9 Darum hat ihn auch Gott erhöht und hat ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist, 10 dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, 11 und alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters.
Glaubensbekenntnis
Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.
Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das Ewige Leben.
Lied Herr, stärke mich, dein Leiden zu bedenken, EG 91,1-3.10
Predigttext aus dem Johannesevangelium Kap 12
12 Als am nächsten Tag die große Menge, die aufs Fest gekommen war, hörte, dass Jesus nach Jerusalem kommen werde, 13 nahmen sie Palmzweige und gingen hinaus ihm entgegen und schrien: Hosianna! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn, der König von Israel! 14 Jesus aber fand einen jungen Esel und setzte sich darauf, wie geschrieben steht: 15 »Fürchte dich nicht, du Tochter Zion! Siehe, dein König kommt und reitet auf einem Eselsfüllen.« 16 Das verstanden seine Jünger zuerst nicht; doch als Jesus verherrlicht war, da dachten sie daran, dass dies von ihm geschrieben stand und man so an ihm getan hatte. 17 Die Menge aber, die bei ihm war, als er Lazarus aus dem Grabe rief und von den Toten auferweckte, bezeugte die Tat. 18 Darum ging ihm auch die Menge entgegen, weil sie hörte, er habe dieses Zeichen getan. 19 Die Pharisäer aber sprachen untereinander: Ihr seht, dass ihr nichts ausrichtet; siehe, alle Welt läuft ihm nach.
Predigt
Liebe Gemeinde,
„Wie soll ich dich empfangen und wie begegn’ ich dir?“ Ein Adventslied beginnt so. Wir wollen es nach der Predigt miteinander singen. Jetzt in der Passionszeit, unmittelbar vor dem Karfreitag. Ja was denn? Sind wir denn im Advent? Ja, sind wir - quasi. Denn unser Herr kommt. Auch wenn die Herren dieser Welt noch sehr von sich überzeugt sind und sich dementsprechend gebärden. Unser Herr kommt, so wie er im Advent seine Ankunft angekündigt hat und wie sich in ihm Advent und Passion miteinander verbinden. Unser Predigttext ist der einzige, der sowohl am Ersten Advent, als auch zu Beginn der Karwoche die Gottesdienste bestimmt. Unser Herr kommt: Jesus, der Christus, zieht in seine Stadt ein und ist bei seinen Menschen und bei seiner Welt, weil er ihr Ursprung und Grund ist, wie es Johannes gleich am Anfang seines Evangeliums unmissverständlich ausdrückt. (Joh 1,1-3) Die Mensch gewordene Liebe Gottes zeigt sich im Stall von Bethlehem und am Kreuz gleichermaßen. Und im Licht dieses Geschehens werden die Herren dieser Welt absehbar gehen müssen und das Feld dem überlassen, der seinen Frieden bringt, auch wenn dies wie ein Fehlstart, bzw. eine Niederlage aussehen mag.
Ihm, der da wie dort im Kommen ist, dürfen wir begegnen und ihn in Empfang nehmen. Aber wie? Das ist in der Tat die Frage. In freudiger Erwartung? Mit Begeisterung gar? Oder eher abwartend, vielleicht sogar zweifelnd? Mit dem „Kreuzige ihn“ schon in unseren Ohren, das bald das „Hosianna“ übertönen wird, wie wir ja wissen? Mindestens aber zwischen dem einen und dem anderen Hin- und Hergerissen. Und es sind ja doch laute und bedenkliche, auch erschrockene Stimmen, die da an unser Ohr dringen. Stimmen, in die sich ganz unwillkürlich heutige Stimmen mischen, die uns noch näher sein mögen und ähnlich bedrängende Botschaften an uns richten. Die Toten, grausam Ermordeten von Butcha wurden uns vor wenigen Tagen noch einmal eindrücklich in Erinnerung gerufen: Auch hier ein aktueller Karfreitag, der sinnlose Opfer forderte. Und das Kind in der Krippe mag uns auch an andere Kinder erinnern, die in unseren Tagen wehrlos denen ausgeliefert sind, die sie aus ihren Familien reißen und dieses Verbrechen voller Zynismus als gute Tat präsentieren.
Und ist es uns nicht schon im Advent so gegangen, dass in uns all diese Gefühle einander widerstritten haben, im Warten auf das Unerfüllte, das uns da verheißen ist und doch so traumhaft erscheint, dass es kaum zu glauben ist: Gott im Kind von Bethlehem, mitten unter den Menschen, die ohne Hoffnung sind und doch von der Sehnsucht durchdrungen, dass sich eine neue, befreiende Seite zeigen möge in allem menschlichen Elend. Was für ein ungeheurer Gedanke, was für ein Geschehen! Gott, den Menschen und seiner Schöpfung ganz nahe und nicht mehr fern und unerreichbar. Und nun auch hier: Gott im Scheitern am Kreuz, das sich unmissverständlich abzeichnet und denen Recht zu geben scheint, die es immer schon - bis heute - besser wussten und wissen und denen die alltäglich gemachten Erfahrungen das Wort zu reden scheinen.
„Wie soll ich dich empfangen?“, das ist doch unsere Grundfrage, wie wir Gott begegnen und ihn erkennen können in einer Welt, die ihn leugnet und ver-leugnet, die, was er geschaffen hat mit Füßen tritt, Menschen ihrer Würde beraubt und Mord und Totschlag als Werkzeug mit sich führt.
Noch „bezeugt die Menge die Tat Jesu“, wie Johannes schreibt, die Lazarus aus dem Tod ruft und Gottes Kraft durch ihn wirken lässt. Und doch ist die Schlussfolgerung am Ende der Beschluss, diesem Treiben ein Ende zu machen: „Ihr seht, dass ihr nichts ausrichtet; siehe, alle Welt läuft ihm nach“, hören wir aus dem Mund derer, die die Macht haben, über Leben und Tod zu entscheiden. Die „Menge“ macht auch diese Kehrtwendung binnen weniger Stunden mit. Und nicht einmal Jesu Jüngerinnen und Jünger verstehen, was im Advent angebahnt worden ist und nun in der Passion Jesu zum bitteren Ende kommt, wie Johannes zu erkennen gibt: Auch nicht angesichts des Einzugs nach Jerusalem auf einem Eselsfüllen und - wie wir wissen - auch nicht durch die Ereignisse der folgenden Nacht, sondern erst später, nachdem dies alles geschehen war. So wie auch wir, die wir versuchen auch seine Jüngerinnen und Jünger zu sein, wohl manchmal nicht über den Schatten hinweg kommen, der sich über diesen Ereignissen ausbreitet, sondern vor der Finsternis erstarren mögen, die sie erzeugen.
Aber ist es eigentlich so unmöglich, zu denken und zu hoffen, dass Gott tatsächlich „aus sich herausgehen kann“ und selbst leiden unter dem Tun der Menschen und dem „Seufzen der Kreatur“, die sich beide nach der Lösung aus diesem Teufelskreis sehnen? (Rm 8, 18-22) Und dass alle Finsternis am Ende wird in die Knie gehen müssen, wie wir in der Lesung aus dem Philipperhymnus gehört haben, in dem es von dem Christus, der da auf einem Eselchen geritten kommt, heißt: „Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für seine Beute, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt.“
Damit allen die Augen geöffnet werden nämlich und wir das Licht, das stärker ist als alle Dunkelheit auch wahrhaftig sehen können. Und auch unser eigenes Leben i n diesem Licht.
Dann nämlich kann das Leben nicht mehr dasselbe sein, als wäre es ohne den, der das tut. Und dann dämmert uns vielleicht doch, was hier Grundstürzendes geschieht, also alle undurchdringlichen Finsternisse aufreißt, die uns gefangen halten und zu Tode erschrecken, uns lähmen und verzweifeln lassen und keinen Ausweg herzugeben scheinen. Dass der Mensch gewordene Gott nichts lässt, wie es ist und der Himmel überall schon da ist, wo er selbst ist, mitten unter uns, den wir heute, wie an allen Sonntagen und Festtagen feiern, weil wir ihm trauen und dass er verlässlich ist, gegen allen Augenschein, der uns immer wieder das Gesicht trübt und den Blick verdunkelt, in uns selbst und auch in Gemeinde und Kirche.
Vielleicht ist es im Grunde also ganz sinnig, wenn unsere Kirche gerade in diesen Tagen der Passion und fast am düsteren Ende dieser Zeit eine neue Leitung gewählt hat. Es bestätigt ein wenig, wozu wir als Kirche da sind, nämlich den Gekreuzigten als den Auferstandenen zu verkündigen und uns daher immer daran zu halten, dass nicht wir es sind, die diese Kirche bewegen, sondern der der Kommende ist, der tatsächlich alles neu macht und nicht nur Neuerungen einführt. Ja, es sind schwierige Zeiten, auch für die Kirche und die sich in ihr engagieren, vom Gemeindeglied bis hinauf zum Bischof oder Bischöfin. Aber keiner und keine von ihnen hat die Kirche und die Gemeinde in der Hand, sondern Gott sei Dank allein der, der selber kommt um uns zu dienen in unserem Versuch, Kirche von ganz unten bis nach ganz oben zu gestalten. Insofern ist natürlich die Langwierigkeit, eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger im Bischofsamt zu küren eigentlich ganz normal, denn wie sollten wir denn allein aus uns heraus wissen, was gut ist und was schadet, wenn nicht Gottes Geist hier mit im Spiel wäre, was wir allerdings hoffen. Und: Es möge sich keiner und keine irritieren lassen, wenn die Presse unüberwindbare Zerwürfnisse zwischen den kirchlichen Gruppen für eine schleppende Wahl verantwortlich macht. Sicher menschhelt es auch bei uns, genau wie in der Politik, aber es ist insgesamt doch mein „lebenslänglicher“ Blick auf das kirchliche Interieur, dass der Umgang miteinander und auch mit anderen Meinungen ein durchaus Versöhnlicher und im Blick auf sich selbst Bescheidener ist, unter dem alle Beteiligten sich anerkannt wissen dürfen, die hier mitgewirkt haben. Es bleibt zu hoffen, dass der sichtlich geschwisterliche Umgang der Kandidatinnen und Kandidaten miteinander nun doch auch den von außen kommenden Beobachtern der Wahl aufgefallen ist und unsere Kirche gewiss nicht in den Verdacht geraten muss, in unversöhnliche Lager gespalten zu sein. Die Idee, über eine Doppelspitze aus Bischöfin und Bischof nachzudenken, hätte ich trotzdem sehr pfiffig gefunden, wie übrigens die beiden übrig gebliebenen Bewerber/in auch - nur hat das geltende Kirchenrecht dies verhindert. Nicht Gottes Mühlen mahlen immer langsam, sondern mindestens so oft die Mühlen der Juristen im Landeskirchenamt. Dass die aber nicht auf alle Zeiten an möglicherweise überkommenen rechtlichen Hindernissen hängen bleiben müssen - auch das meine persönliche Erfahrung - darf man mit Fug und Recht hoffen.
Gott wird Mensch und leidet mit Menschen mit, bleibt an unserer Seite, komme, was da wolle und will auch unsere Kirche und alle, die in ihr Zuhause sind, nicht allein lassen. Das ist unsere Hoffnung - und lässt uns Menschen werden und Menschen bleiben. Und sein Friede, der höher ist, als alle menschliche Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus, dem Gekreuzigten und Auferstandenen. Amen.
Lied: Wie soll ich dich empfangen, EG 11, 1-3+5
Abkündigungen
Liedvers Das schreib dir in dein Herze, EG 11, 6
Dank und Fürbitten