Thombergen

Kooperation zweier Gemeinden: Wo stehen wir? Zum gemeinsamen Gottesdienstplan mit St.Thomas.

Angefangen hat alles mit der Konfirmandenarbeit. „Die können wir doch gemeinsam tun und uns gegenseitig ergänzen“, dachten wir, Pfr. Dietrich Tiggemann aus St.Thomas und ich, Pfr. Adam Weiner von der Friedenskirche 2014. Ein „Schuss vor den Bug“ unserer Gesundheit war uns beiden bei dieser Erkenntnis behilflich gewesen. Aber die Einsicht ging viel tiefer. Warum allein vor sich hinwursteln, wenn schon zu erkennen ist, dass die Gemeinden unserer Landeskirche in absehbarer Zukunft mit deutlich weniger hauptamtlichen Mitarbeiter*innen werden auskommen müssen? Mit den eigenen Kräften haushalten, sie bündeln und zudem den Ehrenamtlichen in unseren Gemeinden mehr Gewicht zu geben, das könnte doch ein Weg in die Zukunft sein, so waren die Gedanken, die sich unmittelbar anschlossen. Gesagt, getan. „Thombergen“ (aus: St.Thomas und Stadtbergen) wagte die ersten Schritte einer Zusammenarbeit zwischen zwei Gemeinden in einem wichtigen und zukunftsweisenden Arbeitsbereich: Bei der Arbeit mit Konfirmanden geht es schließlich um den Nachwuchs in unseren Gemeinden. Die Konfirmanden wussten diese Schritte bald zu schätzen. Insbesondere unsere Stadtberger Konfis fanden auf einmal eine viel größere Gruppe vor, mit der zusammen sie ihr Konfirmandenjahr verbringen würden. Das macht eindeutig mehr Spaß, als sich nur mit einigen wenigen anderen zusammen in den Gemeindehäusern zu treffen. Und der andere Aspekt der Zusammenarbeit wurde hier auch sehr schnell spürbar: Die „Teamer“, ehemalige Konfirmanden, die schon vorher den Konfirmandenunterricht mitgestaltet hatten, wurden nun noch wichtiger und übernahmen zunehmend selbstverantwortlich Aufgaben im Konfirmandenkurs und auf dem KonfiCamp. Das war neu in Grado: Eine Gemeinde ohne Pfarrer, aber mit vielen engagierten Ehrenamtlichen, in der überwiegenden Zahl Jugendliche und junge Erwachsene.

Gleichzeitig machte eine Studie unserer Landeskirche von sich Rede, die sich ebenfalls mit der Gestaltung der kirchlichen Arbeit in einer Zukunft Gedanken machte, in der deutlich weniger Hauptamtliche zur Verfügung stehen würden. Schwerpunkt dieser PuK („Profil und Konzentration“) genannten Schrift war die Einsicht, dass es darauf ankommen wird, alle Getauften in ihrer Kompetenz zu stärken, den christlichen Glauben selbstverantwortlich weiterzutragen. Oberkirchenrat Stefan Blumtritt, der bis vor kurzem noch bei uns im Nordwesten Augsburgs Dekan war, hatte am Zustandekommen dieser Studie einen großen persönlichen Anteil. So erfuhren wir in unseren Bestrebungen zur Zusammenarbeit nach anfänglicher Skepsis viel Ermutigung und Unterstützung.

Dies alles wäre aber zu nichts nütze gewesen, wenn sich nicht die Kirchenvorstände unserer beiden Gemeinden auf die Zusammenarbeit eingelassen und diese selbst mit viel Energie vorangetrieben hätten. Schon mehrmals gab es inzwischen gemeinsame Sitzungen beider Gremien, was in Zukunft fortgesetzt und regelmäßig betrieben werden soll. So kam auch nach mehreren Jahren der Zusammenarbeit der Wunsch auf, die Gottesdienste unserer Gemeinden so miteinander zu verzahnen, dass auch hier ein intensiver Austausch und gegenseitige Ergänzung stattfinden kann.

Eine gemeinsame Kommission hat schließlich im Laufe diesen Jahres einen Gottesdienstplan für beide Gemeinden ausgearbeitet und - mit Zustimmung beider Kirchenvorstände - beschlossen, den Plan ab dem kommenden Jahr zu verwirklichen. So sind ab 2020 die Mitglieder beider Gemeinden ausdrücklich zu den Gottesdiensten der jeweils anderen Gemeinde eingeladen. Zum gemeinsamen gottesdienstlichen Zentrum soll sich dabei nach den Vorstellungen der Planer die sogenannte „Chapel“ in der Hooverstraße entwickeln, die ungefähr in der Mitte der beiden Gemeindezentren liegt. Wir hoffen, dass hier eine Chance besteht, sich gegenseitig besser kennenzulernen und so vermehrte attraktive gottesdienstliche Angebote für beide Gemeinden zu eröffnen. Gemeinsam gestaltete Gottesdienste sollen zudem die Zusammenarbeit sichtbar machen und betonen. Den Flyer mit den gemeinsamen Gottesdienst-Terminen stellen wir Ihnen am Ende dieses Textes als PDF zur Verfügung.

Eines ist mit der Zusammenarbeit nicht beabsichtigt: Nämlich die beiden Gemeinden im kirchenrechtlichen Sinn zu einer Gemeinde bzw. Pfarreiengemeinschaft zu vereinen, wie dies, bedingt durch den Priestermangel, in der katholischen Kirche üblich geworden ist. Unsere Gemeinden und ihre Kirchenvorstände sollen auch weiterhin über Ihre Zukunft im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten selbst bestimmen können. Umgekehrt wollen wir alle gelungenen Felder der Zusammenarbeit vertraglich absichern, so dass die Möglichkeiten der Kooperation auch in Zukunft und auch abgesehen von der jeweiligen Besetzung der Pfarrstellen erhalten bleiben.

Ich wünsche unseren beiden Gemeinden weiterhin eine erfolg- und ertragreiche Zusammenarbeit. Gott befohlen!

Pfr. Adam Weiner